Die APS Arzneimittel-Parallelimport-Service AG darf seit Anfang dieses Jahres als erste Firma in der Schweiz vier Medikamente parallel importieren. Einer der an dieser Firma Beteiligten ist der Apotheker Bruno Rüegg. Im folgenden Interview erläutert er seine Beweggründe.
Herr Rüegg, Apotheker müssten Parallelimporten eigentlich kritisch gegenüber stehen. Warum sind es jetzt ausgerechnet zwei Apotheker, die den ersten Schritt tun?
Bruno Rüegg: Wir Apotheker sind die Fachleute in Medikamentenfragen und sollten uns zukünftigen Entwicklungen nicht verschliessen. Parallelimporte sind eine mögliche Entwicklung im Medikamentenmarkt Schweiz. Sie werden von der Politik und von Konsumenten ja auch immer wieder gefordert.
Wer sind Ihre Kunden?
Alle Marktteilnehmer, das heisst Grossisten, Apotheker, SD-Ärzte.
Warum importieren Sie gerade die vier Produkte Diane, Microgynon, Ciproxin und Ponstan?
Wir wollen Erfahrungen in verschiedenen Indikationsbereichen und in verschiedenen Märkten sammeln. Und irgendwo mussten wir einmal anfangen.
Sie hatten weit mehr Bewilligungen beantragt. Welche anderen Präparate standen noch auf Ihrer Wunschliste?
Grundsätzlich fassen wir alle patentabgelaufenen Arzneimittel in der Schweiz ins Auge. Konkret reichten wir jedoch vorerst für 20 Produkte ein Gesuch ein. Fünf davon hatten keinerlei Chance, z.B. weil die Hilfsstoffe anders zusammengesetzt waren oder weil der Wirkstoff in Form eines anderen Salzes enthalten war.
Und das genügt bereits, dass ein solches Produkt nicht in Frage kommt?
Ja, das genügt. Swissmedic ist da äusserst strikt.
Und die anderen 15 Produkte? Erhalten Sie dafür die Bewilligung noch?
Das hoffen wir. Die Fristen sind allerdings sehr lang. Wir haben für die ersten vier Produkte fast vier Jahre lang warten müssen! Swissmedic hat mit immer neuen Anforderungen und Auflagen und dem konsequenten Ausnützen aller zeitlichen Fristen das Verfahren enorm in die Länge gezogen. Die etablierte Pharmaindustrie ist Swissmedic für diese Verzögerung sicher dankbar.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Produkte aus?
Nach Marktkriterien. Wie schauen auf Umsatzpotential, Verfügbarkeit und Nachfrage bei den Konsumentinnen und Konsumenten.
Aus welchen Ländern stammen die Medikamente?
Aus dem EU-Raum.
Und wo werden sie umkonfektioniert?
In der Schweiz im Auftrag der APS Arzneimittel-Parallelimport-Service AG.
Sind Parallelimporte das grosse Geschäft?
Da fragen Sie mich zu früh. Vorläufig sicher nicht. Swissmedic verlangt für jedes Präparat 12’000 bis 15’000 Franken Gebühren. Hinzu kommt, dass die Krankenkassen bis jetzt nicht bereit sind, parallel importierte Arzneimittel ohne weiteres in die Spezialitätenliste aufzunehmen. Mit solchen Hürden wird die Preisersparnis durch den Parallelimport schnell wieder zunichte gemacht. Aber wir bleiben trotzdem dran.
Herr Rüegg, wir danken Ihnen für das Gespräch.