Informiert im Gesundheitswesen

Die Hausärzte demonstrieren

Am 1. April wollen die Hausärzte demonstrieren, sich vor dem Bundeshaus in Bern wie Zootiere in einen Käfig sperren lassen, der die Aufschrift «Pro specie rara» trägt. Die mediale Aufmerksamkeit haben sie bereits jetzt. «Notfall Arzt» titelt die Zeitschrift Facts, «Ein Herz für Hausärzte» heisst es auf der Titelseite der Weltwoche. In der Ärztezeitung gehen die Wogen hoch. Einig über Sinn des Gangs nach Bern ist man sich bei den Hausärzten nämlich nicht. Aber sie erhalten Unterstützung von der Schweizerischen Gesellschaft für Gastroenterologie und von der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin.

In einem Leserbrief in der Ärztezeitung Nr. 12 / 2006 schilt Ulrich Castelberg, Landarzt in Aarberg, seinen Kollegen «Dr. Huber»: «Wenn Sie am 1. April Ihren Hintern von Rothenturm nach Bern verschieben, kann Ihre Vision einer einigen Berufsgruppe wahr werden und wenn nicht, haben wir verloren, für sehr, sehr lange.»
Worum geht’s? Die Hausärzte sehen ihren Berufsstand in Gefahr. Sie nennen vier Hauptpunkte: Überalterung (in 10-15 Jahren geht eine ganze Generation von Hausärzten in den Ruhestand), ungenügender Nachwuchs (nur etwa 10% der Medizinstudenten wollen Hausärzte werden), Feminisierung des Berufs (66% der Medizinstudenten sind Frauen), sinkende Attraktivität (schlechte Bezahlung, lange Arbeitszeit, zunehmende Bürokratie, ausufernde Reglementierung).
Als Gegenmittel sehen die Hausärzte unter anderem eine praxisnahe Aus- und Weiterbildung, Integration der Hausarztmedizin in universitäre Strukturen, finanzielle Unterstützung insbesondere der Praxisassistenz.
Zieht man den Vergleich zu den Apothekern, zeichnen sich einige Parallelen ab, nur dass die Apotheker den Hausärzten in der Zeit voraus sind. Die Feminisierung hat schon längst begonnen. Die Studentenzahlen sind zwar nicht mehr so tief wie auch schon, aber immer noch tief. Die Generation, die sich jetzt zurückzieht, verkauft die Apotheke an eine Kette. Das Pendant für den Hausarzt sind die zentral gelegenen Permanence-Praxen, wo man jederzeit eintreten kann – und sich wie anno dazumal beim Hausarzt ins Wartezimmer setzt, bis man dran kommt.

24.3.2006

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