Informiert im Gesundheitswesen

Nur in der Schweiz sinken die Pharmaumsätze

Erstmals, seit es zuverlässige Statistiken gibt, sanken im Januar und Februar dieses Jahres die Umsätze der Pharmaindustrie. Verantwortlich sind einerseits die höheren Selbstbehalte für Originalpräparate, für die es Generika gibt, aber auch die in hoher Kadenz stattfindenden Preissenkungsrunden. Gegen den Generika-Boom wehren sich die Hersteller von Originalpräparaten jetzt mit massiven Preissenkungen. Sollen wir uns darüber wirklich freuen?

Während global die Pharmaumsätze letztes Jahr um 7% gestiegen sind, zeichnet sich also in der Schweiz als einzigem Land eine Trendwende ab. Nicht weil wir Schweizer gesünder geworden sind oder weniger Medikamente anwenden, sondern weil der Staat mit erzwungenen Preissenkungen und Ungleichbehandlung von Originalpräparaten und Generika beim Selbstbehalt massiv eingreift. Als Prämienzahler könnte man sich darüber ja freuen. Mindestens wenn man vertrauensselig genug ist, daran zu glauben, dass nun endlich auch eine Trendwende bei den Prämien anstünde. Das wird aber kaum der Fall sein. Auch wenn jetzt die forschende Pharmaindustrie die Preise ihrer patentabgelaufenen Medikamente auf das Niveau jener der Generika senkt.
Worauf soll das Ganze denn hinauslaufen? Mag ja sein, dass es heute noch Luft hat im Margengefüge der Pharmaindustrie. Aber längerfristig müssen wir uns doch klar sein, dass wir einer riesigen Branche die Luft abdrehen. Oder glauben die verantwortlichen beim Bund wirklich, es würden mit der Zeit alle gratis arbeiten? Keine Taxen mehr für die Apotheker, immer tiefere Taxpunktwerte und gar Rückforderungen bei den Ärzten und massiver Druck auf die Pharmaindustrie, die noch einen der wenigen Industriezweige darstellt, den wir nicht in den Boden gefahren oder ins Ausland verkauft oder deren Produktion nach Fernost verlegt haben. Und alle diese staatlichen Eingriffe stehen für ein angeblich «gesundes Gesundheitswesen». Dabei ist daran doch gar nichts gesund. Wer will sich schon von völlig frustrierten Leistungserbringen betreuen lassen? Und irgendwann ist dann selbst der Schweizer Markt nicht mehr attraktiv für die Pharmaindustrie. Der bleibt aber immerhin noch der Rest der Welt. Und wir können ja dann bei unserer nächsten Chinareise die neuesten Medikamente aus der Forschung einkaufen, von denen es in der Schweiz – Generika sei Dank – längst keine mehr gibt. Sofern wir uns eine Chinareise leisten können.

23.4.2006

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