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Die unzimperlichen Methoden von Helsana

Dem Tages-Anzeiger vom 3. März war es eine Titelstory wert, dass Helsana ihre chronisch kranken Kunden unmissverständlich auffordert, den Cholesterinsenker Sortis beim Versandhändler «Zur Rose» zu beziehen. Das stösst nicht nur den Apothekern sauer auf. Auch Patientenorganisationen wehren sich.




So lautet die Mahnung der Helsana an Versicherte, die Sortis bei der Apotheke ihrer Wahl beziehen: «Ihr Medikament Sortis kostet bei der Versandapotheke Zur Rose, einem Vertragspartner von uns, 50 Franken weniger, als wenn Sie dasselbe Medikament über den Ladentisch der örtlichen Apotheke beziehen – nämlich CHF 183.15 anstatt CHF 231.90. Wir haben Sie kürzlich auf diese Sparmöglichkeit aufmerksam gemacht. Bei der Rechnungskontrolle haben wir festgesetllt, dass Sie noch nicht davon Gebrauch machen. Wir bedauern dies und bitten Sie, Sortis in Zukunft bei unserem Vertragspartner zu beziehen. Sie leisten damit einen nachhaltigen Beitrag zur Bekämpfung der steigenden Gesundheitskosten.»
Wer sich trotz dieser unmissverständlichen Forderungen weiterhin an seine vertraute Apotheke hält, muss die CHF 50 Differenz in Zukunft aus der eigenen Tasche bezahlen. Aus ist’s mit der freien Apothekenwahl, die – genau so wie die freie Arztwahl – bis jetzt immer noch gilt. So sieht offenbar ein differenzierter Selbstbehalt à la Helsana aus.
Fragwürdig ist ein weiterer Aspekt. Sortis ist ja nicht das einzige teure Medikament. Aber nur für Sortis hat Helsana offenbar einen Vertrag mit Zur Rose, die sich verpflichtet hat, Sortis um 20 Prozent günstiger zu verkaufen. Verdienen kann Zur Rose mit Sortis nichts mehr, wie Verwaltungsratspräsident Walter Oberhänsli im Tages-Anzeiger freimütig zugibt. Aber man hoffe, auf diese Weise langfristig weitere Kunden zu gewinnen. Es handelt sich also um Lockvogelpolitik.
Helsana bezeichnet das Abkommen mit dem Versandhändler als Pilotprojekt, das klären soll, ob die Versicherung dank ihrer Marktmacht Medikamente verbilligen und die Versicherten zu kostenbewussterem Verhalten motivieren kann. Das ist eine sanfte Umschreibung der Gegebenheiten. Das Herausgreifen eines einzelnen Medikamentes ist willkürlich. De facto wird auf diese Weise ein Medikament von der SL gestrichen, wenn die Versicherten nicht spuren.
Die Apotheker wehren sich zurecht. Support erhalten sie allerdings nur von der Schweizerischen Patientenorganisation. Der Preisüberwacher sieht im Vorgehen von Helsana «mehr Wettbewerb». Worin dieser genau bestehen soll, wenn  Versicherte ein einzelnes Medikament ausschliesslich bei einem einzigen Versandhändler beziehen dürfen, bleibt offen.

4. März 2007

4. März 2007

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