Die Hausärzte haben in letzter Zeit viel von sich reden gemacht. Als «species rara» sehen sie sich, wohl zurecht. Spezialisten haben ein viel besseres Renommée und führen sich nicht selten auf wie Operndiven. Klar, dass für sie der Hausarzt eine Art mindere Klasse darstellt. Es gibt aber auch andere Meinungen. Zum Beispiel, dass die Forschung in der Hausarztmedizin gefördert werden soll. Zwei Beispiele zeigen, wie wichtig sie für die Medizin sein könnte:
1981 erschien in der Fachzeitschrift The Lancet eine holländische Studie zum Thema akute Mittelohrentzündung bei Kindern. Die Forscher wiesen nach, dass in den meisten Fällen Antibiotika völlig unnötig sind. Abschwellende Nasentropfen und ein Schmerzmittel genügen in der Regel. Im Horten-Zentrum in Zürich (http://www.evimed.ch/index_inhalt.html) gibt es derzeit ein Projekt, das es ermöglichen soll, mit einigen wenigen Fragen und einer köerperlichen Untersuchung eine Bronchitis von einer Lungenentzündung zu unterscheiden. Gelingt das Vorhaben, könnte in vielen Fällen auf ein Röntgenbild verzichtet und unnötige Antibiotika-Gaben vermieden werden.
Man beginnt zu ahnen, weshalb die Forschung hier nicht weiter kommt, bzw. weshalb ihr kaum Mittel zufliessen. Die Industrie hat alles Interesse an einem fleissigen Einsatz von Antibiotika, und die Ärzte stehen unter Umständen von Seiten der Patienten unter Druck, weil die mit dem grösstmöglichen Aufwand versorgt werden wollen. «Der hat mich nicht einmal richtig untersucht und Antibiotika wollte er mir auch nicht geben», könnte ein Grund sein, weshalb manch ein Patient vielleicht sogar den Arzt wechselt.
Das ist sicher nur ein Aspekt. Es stellt sich auch die Frage, wie geforscht werden soll. Denn um relevante Ergebnisse zu erzielen, braucht es ein selektioniertes Patientengut von einer gewissen Grösse. In der Hausarztmedizin, wo die allgemeine Grundversorgung stattfindet, ein nicht zu vernachlässigendes Problem. Ausserdem, so zeigen Umfragen, finden es die Allgemeinpraktiker zwar durchaus wichtig, dass in der Allgemeinmedizin geforscht wird. Wenn es dann aber darum geht, sich daran zu beteiligen – und anders geht es nun mal nicht – dann schmilzt offenbar die Zahl der Willigen auf ein Minimalmass.
21. März 2007
Man beginnt zu ahnen, weshalb die Forschung hier nicht weiter kommt, bzw. weshalb ihr kaum Mittel zufliessen. Die Industrie hat alles Interesse an einem fleissigen Einsatz von Antibiotika, und die Ärzte stehen unter Umständen von Seiten der Patienten unter Druck, weil die mit dem grösstmöglichen Aufwand versorgt werden wollen. «Der hat mich nicht einmal richtig untersucht und Antibiotika wollte er mir auch nicht geben», könnte ein Grund sein, weshalb manch ein Patient vielleicht sogar den Arzt wechselt.
Das ist sicher nur ein Aspekt. Es stellt sich auch die Frage, wie geforscht werden soll. Denn um relevante Ergebnisse zu erzielen, braucht es ein selektioniertes Patientengut von einer gewissen Grösse. In der Hausarztmedizin, wo die allgemeine Grundversorgung stattfindet, ein nicht zu vernachlässigendes Problem. Ausserdem, so zeigen Umfragen, finden es die Allgemeinpraktiker zwar durchaus wichtig, dass in der Allgemeinmedizin geforscht wird. Wenn es dann aber darum geht, sich daran zu beteiligen – und anders geht es nun mal nicht – dann schmilzt offenbar die Zahl der Willigen auf ein Minimalmass.
21. März 2007