Kaum eine Zeitung, die nicht einen Beitrag zum Streit zwischen der FMH und Pascal Couchepin veröffentlicht. Losgelöst vom Stein des Anstosses für den Streit, der Kürzung der Labortarife, kommen einige interessante Aspekte zutage. FMH-Vizepräsident Ignazio Cassis zum Beispiel muss leisetreten, weil er als FDP-Nationalrat seinem Parteikollegen im Bundesrat nicht an den Karren fahren darf. Und Pierre-Yves Maillard, Präsident der kantonalen Sanitätsdirektoren, fordert eine Mediation zwischen den Ärzten und dem angeschossenen Bundesrat. Diese dürfte etwa so erfolgreich verlaufen wie jene in der Fluglärmdebatte um den Zürcher Flughafen: im hochbezahlten Nichts. Und noch etwas:
In einem Interview mit der Medical Tribune vom 20.2.09 lautet die erste Frage an den Präsidenten der Waadtländer Ärzte, Jean-Pierre Pavillon: «Warum ist die gesamte Ärzteschaft über die neue AL derart verärgert?» Antwort von Pavillon: «In der gesamten Westschweiz kennen wir im Gegensatz zu einzelnen Regionen der Deutschschweiz keine Selbstdispensation. Das Praxislabor ist für uns ein wichtiges ökonomisches Standbein.»
Interessant. Der geneigte Leser aus dem Berufsstand der Apotheker fragt sich, ob da jetzt das Terrain für ein diesbezügliches Anliegen geebnet werden soll. Auszuschliessen ist es nicht. Seit dem Zürcher Abstimmungsresultat zugunsten der Einführung der SD im ganzen Kanton schnuppern auch die Ärzte in anderen Kantonen Morgenluft. Die Aussage zeigt aber auch – einmal mehr – dass es bei der SD keineswegs um den Dienst am Patienten geht. Die SD ist «ein wichtiges ökonomisches Standbein». Aber im Gegensatz zur SD gehören Laboranalysen zur Diagnose, einer der Kernaufgaben des Arztes.
Trotzdem: Vielleicht sollten sich die Apotheker überlegen, ob sie nicht zusätzlich zur Bestimmung von Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin etc. auch Quick-Bestimmung u.ä. anbieten sollten. Etwas von Analyse verstehen sie ja schliesslich auch.
24. Februar 2009