Informiert im Gesundheitswesen

Was für ein Geschrei wegen ein bisschen Senfmehl

Eigentlich sollte man Mitleid haben mit den Mitarbeitern vom Kassensturz. Selbst aus einem bisschen Senfmehl müssen sie derart viel Schaum schlagen, dass der Zuschauer an einen Skandal glaubt. Was für ein toller Job. Folgendes ist laut Kassensturz passiert: Eine Frau geht zum Hausarzt. Der verschreibt ihr «als zusätzliches Mittel» Senfmehl für ein Fussbad. Die Frau geht in die Apotheke, wo man ihr für die hundert Gramm Senfmehl 29.70 Franken verlangt. Zu viel, wie sie meint. Also rennt sie offenbar unverzüglich zum Kassensturz. Dort stürzt man sich auf die Geschichte; es ist eine gute Gelegenheit, wieder mal auf die Apotheker eindreschen zu können. Die Geschichte endet damit, dass die Apotheke der Sache nachgeht, tatsächlich einen Fehler bei der Berechnung des Preises findet und der Kundin den ganzen Betrag – inklusive Preis für das Senfmehl! – mit einer Entschuldigung zurückerstattet.

Man kann darin natürlich den grossen Skandal sehen. Man kann sich aber auch mal ein paar Fragen stellen. Was zum Beispiel heisst denn, der Arzt habe ihr als «zusätzliches Mittel» Senfmehl verschrieben? Den ganzen Rest hat er ihr selbst verkauft? Wie viel hat das denn gekostet? Und wie gerechtfertigt waren diese Produkte? Hat da der Kassensturz auch mal nachgerechnet?

Hat man beim Kassensturz schon mal etwas von der LOA gehört? Ja, hat man, aber die passt natürlich bei einem solchen Beitrag nicht so recht ins Konzept. Flugs findet sich denn auch ein Santésuisse-Mann, der weiss, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei.

Und mit Verlaub auch noch die Frage: Wegen einer Erkältung, die sich mit einem Fussbad aus Senfmehl kurieren lässt, geht die Frau zum Hausarzt? Warum fragte sie nicht von Anfang an in der Apotheke um Rat? Für 29.70 Franken hätte sie dort alles erhalten, was es für die Behandlung einer Erkältung braucht. Mit dem Besuch beim Hausarzt hat sie mit Sicherheit ein Mehrfaches an Kosten verursacht – zu Lasten der Krankenkasse und damit der Allgemeinheit. Aber wenn in der Apotheke mal etwas mehr als ein Schoggistängel kostet, wird dies bereits als der grosse Wucher skandalisiert.

http://www.kassensturz.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/10/16/Themen/Gesundheit/Teures-Hausmittelchen-Apotheke-verlangt-zu-viel

18. Oktober 2012

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