Informiert im Gesundheitswesen

Das Preislamento geht weiter

Diese Woche stand es wieder in allen Zeitungen: Die Medikamentenpreise sind zu hoch. Da muss jetzt endlich mal etwas gehen, schreiben alle unisono. Als ob in dieser Beziehung noch nie etwas gegangen wäre! Die Berichterstattung klingt wie eine abgesprochene PR-Aktion. Bei Tages-Anzeiger online kann man ein Kurzinterview mit Santésuisse-Direktor Christoph Meier hören, bei dem sowohl Journalist wie Meier sich anhören wie Marionetten, die die immer gleichen Sprüche herunterleiern.

Journalist: «Herr Meier, wie weit sind unsere hohen Medikamentenpreise aus Sicht der Krankenkassen gerechtfertigt?» (Der Journalist betont das Wort hoch.)

Meier: «…aus Sicht der Krankenkassen, das heisst der Prämienzahler und Patienten sind sie einfach hoch, und sie sollten so tief wie möglich sein. Im Ausland kann man billiger einkaufen. Wir wollen so billig einkaufen können wie im umliegenden Ausland.»

Auf die Frage nach dem Ergebnis des aktuellen Preisvergleichs, antwortet Meier nach einem Werbespot über die Wichtigkeit des Preisvergleichs mit dem Ausland: «Er drückt wirklich den Preis nach unten. … Das muss weitergehen, im nächsten Jahr, und im übernächsten Jahr sollte es das wieder geben. Das gibt einen gewissen Druck nach unten, sie sind im Moment immer noch zu hoch.»

Auf die Frage, wo die Preisunterschiede am grössten seien, sagt Meier: «Bei den Generika, dort sind die Unterschiede riesig.» (sic!)

Journalist: «Wo gibt es weitere Punkte, wo Sie finden, da muss jetzt wirklich mal etwas laufen, um die Preise jetzt herunterzubringen?» (Als ob noch nie je ein Preis gesenkt worden wäre.)

Meier: «Es läuft etwas, wir müssen in dieser Richtung weitergehen. Für die Zukunft glauben wir, dass es eine Beschleunigung des Verfahrens geben kann. Es muss rascher gehen, um die Preise auf ein vernünftiges Mass herunterzubringen.» (Was immer unter «vernünftig» zu verstehen ist. Und Beschleunigung des Verfahrens heisst dann wohl, dass die Preisetiketten veralten, bevor sie gedruckt sind.)

Soviel zur neutralen, unvoreingenommenen Berichterstattung der Tagesmedien. Konkrete Preise werden selbstverständlich keine genannt. Greifen wir mal ein gängiges Generikum heraus. Der ACE-Hemmer Enalapril 20mg wird in der Schweiz von mehreren Generikaherstellern angeboten. Der Preis für 28 bis 30 Tabletten liegt bei durchschnittlich rund CHF 18. Enalapril ratiopharm 20mg 30 Tabletten kostet bei zurrose.de € 12.94 Euro, Zuzahlung € 5. Bleiben wir mal bei den € 12.94 und nehmen den offiziellen Umrechnungsfaktor 1.29 für Medikamente. Das ergibt CHF 16.69. Die Preisdifferenz (immer noch ohne die Zuzahlung von € 5 bzw. umgerechnet CHF 6.45) beträgt 7.28 Prozent, wenn der Schweizer Preis als Basis genommen wird. Da kann man jetzt natürlich ein Riesenthema draus machen. Aber wir reden von CHF 1.31 Unterschied!

Mit Hilfe solcher losgelöster Prozentangaben kann man die Preise locker gegen null treiben. Man stelle sich die Empörung vor, wenn das Enalapril irgendwann mal im Ausland noch CHF 1 kostet und bei uns CHF 1.10. Differenz: 9 Prozent. «Das Problem hat sich zugespitzt!», werden dann Journalisten und Santésuisse unisono ins Publikum rufen.

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Medikamente-bis-zu-50-Prozent-teurer-als-im-Ausland/story/31198444

14. Februar 2013

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