Informiert im Gesundheitswesen

Wer soll für das elektronische Patientendossier bezahlen?

Das elektronische Patientendossier ist ein politischer Dauerbrenner. Das heisst, wirklich brennen tut das Feuer nicht. Das Ganze ist extrem kompliziert. Bis da vom Datenschützer bis zum Hausarzt alle ihre Wünsche und Interessen eingebracht und sich zusammengerauft haben, wird es noch eine Weile dauern. Und nicht zuletzt stellt sich natürlich die Frage: Wer soll den teuren Spass bezahlen? Einfache Antwort: alle anderen, nur nicht wir. Wie man diese Aussage elegant verpackt, so dass es (fast) keiner merkt, demonstriert Santésuisse. In deren Medienmitteilung heisst es, Santésuisse unterstütze den Gesetzesentwurf des Bundesrates zum Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier. Dieses führe zu mehr Effizienz und einer Qualitätsverbesserung der Behandlung. «Unnötige Mehrfachbehandlungen können vermieden werden», schreibt Santésuisse.

In der Tat, das wäre das Ziel des elektronischen Patientendossiers. Weniger Mehrfachbehandlungen bedeuten nicht nur weniger Belastung für den Patienten, sondern für die Santésuisse (hoffentlich) auch tiefere Rechnungen. Darum ist der Krankenkassenverband ja auch dafür.

Bezahlen sollen aber gefälligst andere. Man ist sich bei Santésuisse im Klaren darüber, dass die Einführung des elektronischen Patientendossiers zu Mehrkosten führt. Doch: «Eine Anschubfinanzierung mit Prämien- oder Steuergeldern zur Verbreitung des elektronischen Patientendossiers lehnt santésuisse ab.» Die Kassenwarte sind der Meinung: «Investitionen und Betriebskosten sind von jenen Marktteilnehmern zu finanzieren, die auch den entsprechenden betriebswirtschaftlichen Nutzen haben.» Damit meint Santésuisse nicht etwa sich selbst, sondern die Leistungserbringer. Kaltschnäuzig heisst es weiter: «Die Anreize [zur Einführung des elektronischen Patientendossiers] müssen sich aus besserer Qualität und effizienteren Prozessen ergeben.» Und meint auch nicht etwa sich selbst. Zum Dank für bessere Qualität und Effizienzsteigerung werden zum Beispiel den Apothekern seit Jahren die Margen gekürzt und die Preise gesenkt. Ausgerechnet den Apothekern, die seit Jahrzehnten elektronisch abrechnen mit den Krankenkassen (was den Kassen enorme Arbeitseinsparungen bringt) und bezüglich EDV viel weiter sind als die Ärzte!

http://www.santesuisse.ch/de/dyn_output.html?content.vcid=6&content.cdid=37722&sess_contentonly=

30. Mai 2013

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