Informiert im Gesundheitswesen

Minus 100‘000 Franken pro Apotheke

Wie jedes Jahr dreht Santésuisse ihre übliche Leier betreffend angeblich zu hoher Margen bei den Medikamenten. Klingt natürlich gut, wenn der Journalist ohne gross zu überlegen die Schlagzeile «Medikamenten-Marge eine halbe Milliarde zu hoch» auf die Titelseite knallen kann. Verkauft sich gut. Ob die Aussage stimmt oder nicht, spielt keine Rolle. Würden die Zeilenbolzer auch nur ein einziges Mal den Taschenrechner hervorholen, müssten sie eigentlich merken (wenn sie es denn überhaupt merken wollten), dass da einiges nicht stimmen kann und sie sich als PR-Schreiber für die Krankenkassen einsetzen lassen. (Was bemerkenswert ist, denn normalerweise rümpfen Journalisten beim Wort PR indigniert die Nase.)

Rechnen wir mal: Für Medikamente werden rund 6 Milliarden Franken ausgegeben. Wenn da eine halbe Milliarde Franken an Marge (nicht Preisen!) zu viel drin sein soll, dann fragt man sich, was die Leute glauben, woher die Löhne für Lageristen, Lieferwagenchauffeure, Pharma-Assistentinnen, Praktikanten und die Putzfrau kommen sollen. Miete, Lager, Infrastruktur, Papierkram etc. sind – das zur Information für Lohnbezüger – auch noch zu berappen. Aber rechnen wir weiter. Nehmen wir mal den eher optimistischen Fall von 30 Prozent Apothekenmarge. Das wären dann 1.8 Milliarden Franken. Davon also soll nun eine halbe Milliarde zu viel sein? Das wäre dann immerhin eine Margenreduktion von fast 28 Prozent, die man angeblich einfach so wegsparen könnte. Sorry, aber auf welchem Planeten leben die Leute, die solche Zahlen weiterverbreiten?

Eine andere Rechnung: NZZ online vom 24. Oktober gibt sich Mühe, das Thema etwas umfassenderen abzuhandeln. Aber auch sie übernimmt ohne nachzurechnen die von Santésuisse in die Welt gesetzte Zahl von 180 Millionen Franken Marge, die man bei den Apotheken angeblich sparen könnte. Im Klartext heisst das, dass jede von den insgesamt rund 1800 Apotheken der Schweiz 100‘000 Franken an Marge (nicht Umsatz!) verlieren würde. Das wäre Radikalschlag. Apotheker sind nämlich keine Krankenkassenfunktionäre mit einem Jahressalär von 800‘000 Franken oder so pro Jahr. Mit 100‘000 Franken Marge weniger müssten viele Apotheken dicht machen und sich zusammen mit ihren ebenfalls arbeitslos gewordenen Mitarbeitern in die Schlange vor dem RAV stellen.

http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsnachrichten/die-anderen-sollen-sparen-1.18172605

http://www.interpharma.ch/sites/default/files/rz_pms_2013_d_web.pdf

24. Oktober 2013

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