Der Regulierungseifer des Staates kennt buchstäblich keine Grenzen. Was Beamte mit dem Segen ihrer Vorgesetzten – und leider nur allzu oft auch mit dem Segen der Stimmbürger – an Vorschriften in die Welt setzen, ist nicht nur zunehmender Verhältnisblödsinn, sondern darüber hinaus der Kostentreiber schlechthin. Aktueller Wahnsinn aus den Beamtenstuben der EU: Die neueste Fassung der Good Distribution Guidelines, kurz GDP-Guidelines genannt. Was ganz okay klingt, bedeutet in der Realität einen riesigen administrativen Aufwand und teure Investitionen in die Infrastruktur. Lückenlose Temperaturüberwachung, schriftliche Aufzeichnung jedes Handgriffs, geschultes Personal (es fehlt nicht viel, und der Chauffeur muss auch noch einen Universitätsabschluss in Pharmazie vorweisen können), detaillierte Vorschriften von der Lagerhalle bis zum Empfangstresen, Bewilligungen da, Kontrollen dort, es nimmt kein Ende. Allein für die Temperaturüberwachung während des Transports muss in Zukunft wohl jedes Büssli mit einer Klimaanlage ausgerüstet werden. Das kosten schnell einmal 20‘000 Franken pro Fahrzeug. Nicht mitgerechnet die Wartung, die dann ja auch noch anfällt und lückenlos dokumentiert werden muss.
Und die Schweiz macht mit. Bei Swissmedic ist man eifrig dabei, die EU-Vorschriften zu übernehmen, und man möchte wetten, dass die Schweizer Regulierungsbehörde dem ganzen noch eins draufsetzt. Schliesslich wollen die eifrigen Beamten alles perfekt haben. Das Ganze ist zwar am Schluss absolut realitätsfern, kaum mehr tragbar und auch nicht praktikabel, aber Hauptsache man hat jegliches Risiko, und sei es noch so theoretisch, ausgeschlossen.
Damit wir uns nicht missverstehen: Es ist völlig klar, dass Medikamente sorgfältig gelagert und transportiert werden müssen. Das werden sie jetzt schon. Die Medikamentenversorgung in der Schweiz ist sehr gut. Niemand muss befürchten, beschädigte oder unsachgemäss gelagerte Ware zu erhalten, sofern er sie über die akkreditierten Vertriebskanäle kauft. Was an neuen Vorschriften auf die Pharmabranche zukommt, bewirkt nur eins: Sie treiben die Kosten ins Unermessliche.
Derselbe Staat erlaubt sich, bei den Medikamenten, deren Distribution er mit exorbitanten Vorschriften zu einem unerschwinglichen Unterfangen macht, die Preise und Margen gegen Null zu drücken. Das ist ein Affront. Es ist höchste Zeit für massiven Protest.
29. Oktober 2014
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