Informiert im Gesundheitswesen

Fragen Sie Ihren Arzt von – äh – irgendwo

Holy ManMedgate will künftig auch Ärzte aus dem EU-Raum ans Telefon setzen. Schon heute arbeiteten 40 Prozent der Mitarbeiter des Telemedizinanbieters im Homeoffice, sagte Medgate-Geschäftsführer Andy Fischer gegenüber dem St. Galler Tagblatt vom 11. Februar. Da sei es egal, ob der Mitarbeiter im Engadin sitze oder in Freiburg im Breisgau. Noch nicht geklärt ist die Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Aus der Grundversicherungen werden nur Leistungen aus dem Ausland bezahlt, wenn sie in der Schweiz nicht erbracht werden können. Und das ist für die Telemedizin nicht der Fall.

Dass Medgate über den Einsatz ausländischer Ärzte nachdenkt, ist nachvollziehbar. Das Unternehmen möchte möglichst kostengünstig einkaufen. Ob allerdings die Versicherten das auch möchten, ist eine andere Frage. Kennt der Arzt in Freiburg im Breisgau die schweizerischen Verhältnisse gut genug, um die Ratsuchenden sinnvoll beraten bzw. an andere Stellen weiterweisen zu können? Wollen die Ratsuchenden hochdeutsch sprechen müssen, um ihr Anliegen vorzubringen? Verstehen sie jeden Ratschlag, der ihnen in deutschem Idiom gegeben wird? Und nicht zuletzt die Frage: Will die Schweizer Bevölkerung es wirklich hinnehmen, dass das eigene Land mit Reglementen zugepflastert wird, bis dem stärksten Unternehmen der Schnauf ausgeht, nur um dann Leistungen aus anderen Ländern zu importieren, die andere Standards und vielleicht weniger rigorose Vorschriften haben? Die Diskrepanz mag im Fall Deutschland unbedeutend sein. Aber wenn es heute der Arzt aus Freiburg im Breisgau ist, ist es morgen einer aus Krakau und übermorgen einer aus Kalkutta.

Als Begründung für die geplante Auslagerung von Arbeitsplätzen führt Medgate den Ärztemangel und das zunehmende Bedürfnis nach Teilzeitarbeit an. Das ist ein Thema, keine Frage. Was angesichts dieser Entwicklung allerdings sehr seltsam anmutet, ist die strikte Weigerung der Ärzteschaft, mit den Apothekern zusammenzuarbeiten. Telemedizin in Ehren, aber in vielen Fällen ist der Gang zum Apotheker immer noch einfacher und kostengünstiger und genau so sicher. Das sollte sich die Politik überlegen, bevor sie anfängt, die Prämien aus der Grundversicherung ins Ausland fliessen zu lassen.

13. Februar 2015

Foto © KAILASH K SONI – Fotolia

 

Kommentar verfassen

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d Bloggern gefällt das: