Informiert im Gesundheitswesen

Medikamente zu vermieten ist verantwortungslos

Fotolia_63258065_XSDer Sonntags-Blick vom 28. Juni veröffentlichte in einer Sonderbeilage einen Bericht zum Thema «Reisen mit Medis». Darin wurden nützliche Tipps gegeben, wie zum Beispiel Medikamente in ausreichender Menge von zu Hause mitzunehmen, sie im Handgepäck zu behalten, eine Rezeptkopie mitzunehmen etc. Auch der Hinweis, dass manche Länder gewisse Schmerzmittel und Psychopharmaka als Drogen behandeln und man sich damit Unannehmlichkeiten einhandeln kann, ist wertvoll. Aber dann kommt’s: In einem Kasten hiess es «Clevere Idee: Medikamente zum Mieten». Da wird Apotheker Enrik Hippmann aus Rorschach zitiert, der seinen Kunden Medikamente für die Reise einschweisst und für einen Franken Miete pro Tag mitgibt. Ungeöffnete Packungen können am Ende der Reise zurückgegeben werden, lediglich angebrochene Packungen werden verrechnet.

Was für ein unverantwortliches Angebot! Seit 1. Juli müssen im ganzen EU-Raum und in der Schweiz sämtliche Lieferfahrzeuge für Medikamententransporte klimatisiert sein. In der Apotheke gelten strenge Regeln für die Abgabe von Medikamenten. Die pharmazeutische Sorgfaltspflicht schliesst auch ein, dass kein verantwortungsbewusster Apotheker Medikamente zurücknimmt, um sie wieder zu verkaufen. Und dann geht ein Apotheker hin und vermietet Medikamente für Ferienreisen. Unterwegs werden die Produkte in brütend heissen Autos, in überhitzten Stauräumen von Bussen und im flirrenden UV-Licht am Strand praktisch gekocht, nach zwei bis drei Wochen, nachdem sie womöglich zu Hause weitere Tage im Bad oder in der Küche herumlagen, endlich zurückgebracht und dem nächsten Kunden vermietet. Das ist verantwortungslos und gefährlich. Der Journalist, der den Artikel geschrieben hat, mag die «Dienstleistung» als «clevere Idee» anpreisen. Vielleicht sollte er sich auch mal fragen, wie begeistert er von dieser Idee noch ist, wenn er der dritte oder vierte «Mieter» eines Medikaments ist und es in seinen Ferien plötzlich dringend braucht.

Falls es tatsächlich Apotheken geben sollte, die eine solche «Dienstleistung» anbieten, sei allen Konsumenten dringend geraten, einen weiten Bogen um diese Abgabestellen zu machen! Verantwortungsbewusste Apotheker tun so etwas nicht.

30. Juni 2015

Foto © Lena Fotolia

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