In den USA sucht ein Drittel der Erwachsenen bei gesundheitlichen Beschwerden zuerst im Internet nach der möglichen Diagnose, schreibt die NZZ am Sonntag vom 2. August. Die Quote liegt bei uns wahrscheinlich in ähnlichen Bereichen. Sprechzimmer.ch und Netdoktor.de sei Dank. Zuverlässig sind Diagnosen solcher Symptom-Checker allerdings nicht. Mit einer Trefferquote von rund einem Drittel liegen sie weit hinter dem etablierten Arzt, der immerhin in 85 bis 90 Prozent der Fälle eine korrekte Diagnose stellt.
Über das schlechte Abschneiden von Dr. Internet wundert sich allenfalls der Laie, nicht aber der Fachmann. Der staunt höchstens, dass es immer noch Politiker, Journalisten und andere «Gesundheitsexperten» gibt, die allen Ernstes den Versandhandel für Medikamente für eine gute Idee halten. Aufgrund der zweifelhaften Internetdiagnose bestellt der Laie nämlich, weil er ja schon vor dem PC sitzt, online auch noch die zur Fehldiagnose passenden Medikamente, womit die Trefferquote dann endgültig gegen Null tendieren dürfte.
Zur Erinnerung: Das ist der Grund, warum bei Online-Bestellungen auch für rezeptfreie Arzneimittel ein Rezept eingereicht werden muss. Oberhänsli hin, Zur Rose her, das sieht auch das Bundesgericht so. Empfehlung an den NZZ-Journalisten, der kürzlich die Lobeshymnen auf Walter Oberhänsli, den Medikamentenversandhandel und die SD geschrieben hat: Lesen Sie mal wieder Ihre eigene Zeitung!
http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/cyber-doktor-fehldiagnosen-im-internet-ld.1255
https://www.3-min.info/3min/?p=9206
4. August 2015
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