Informiert im Gesundheitswesen

Die Kostentreiber sind die Spitäler und die Ärzte

Business growthDie wahren Kostentreiber im Gesundheitswesen sind die Spitäler. Im ambulanten Bereich sind dort die Kosten innerhalb der vergangenen zehn Jahre um 66 Prozent gestiegen. Der Trend wird anhalten. Immer mehr Konsumenten lassen sich in der Notfallstation eines Spitals behandeln, weil sie dort auch nach Arbeitsende und an den Wochenenden jederzeit hineinspazieren können. Das entspricht offensichtlich einem Bedürfnis. Die Spitäler ihrerseits reagieren darauf, indem sie ihre Notfallstationen ausbauen, zum Beispiel mit der Integration einer Hausarztpraxis, in die jene Personen weitergewiesen werden, die keiner dringenden Behandlung bedürfen, aber die die Spitalverantwortlichen verständlicherweise nicht wegweisen können und wollen. Der Umsatz ist durchaus willkommen, schliesslich haben Spitaldirektoren den Auftrag, ihr Spital gewinnbringend zu betreiben. Der Hausärztemangel fördert die Entwicklung hin zu Spitalambulatorien noch zusätzlich. Wer wochenlang warten muss, bis er überhaupt einen Hausarzt findet und dann auch noch auf einen Termin warten muss, wird das ambulante Angebot eines Spitals nutzen, wenn eines vorhanden ist.

Es entbehrt nicht der Logik, dass medizinische Angebote gebündelt und dort angesiedelt werden, wo die Infrastruktur ohnehin bereits vorhanden ist. Kostensenkend sind die den Spitälern angegliederten Hausarztangebote allerdings nicht. Je besser ausgebaut die Infrastruktur ist, desto fleissiger wird sie genutzt. Das zeigen die Zahlen von Gegenden mit hoher Ärztedichte. Dort liegen die Kosten deutlich höher als in ländlichen Gebieten. Ähnlich ist die Situation im Spital. Wenn Röntgenapparat, Tomograf und Ultraschall einsatzbereit gleich nebenan stehen, wird sie das medizinische Personal nutzen. «Nur zur Sicherheit», lautet das Argument, und der Patient nickt zustimmend, denn wer will schon ein Risiko in Kauf nehmen, sei es noch so minim. Ein mahnendes Wort vom Arzt genügt, um den Laien zu überzeugen, dass die zusätzliche Untersuchung nur zu seinem besten ist. Wird der Blick für Evidence Based Medicine womöglich noch durch Ärzteboni getrübt, ist der Kostentreiber perfekt. Der Patient fühlt sich gut betreut (ich musste sogar in die Röhre!), der Arzt freut sich auf den Bonus, und der Spitaldirektor hat seinen Job ebenfalls gesichert.

Zu wenig Hoffnung Anlass gibt auch die Entwicklung bei den Ärzten. Dort stagniert zwar die Zahl der Konsultationen. Dennoch liegt die Kostensteigerung in den vergangenen zehn Jahren bei 34 Prozent. Mengenausweitung lautet das Stichwort. «Santésuisse fordert deshalb griffige gesetzliche Bestimmungen, damit unnötige oder qualitativ ungenügende Leistungen nicht mehr finanziert werden müssen», lässt sich Verena Nold, Direktorin von santésuisse, in der Medienmitteilung des Kassenverbands zitieren.

Die Kontrolle, was unnötig und qualitativ unnötig ist, wird nicht so leicht zu bewerkstelligen sein. Noch mehr Gesetze und Regulierungen werden sicher nicht zu mehr Effizienz beitragen. Und wenn Bundesrat Berset die Wahlfranchisen tatsächlich einschränkt und die darauf gewährten Rabatte zusammenstreicht, werden die Patienten noch weniger Anreiz haben, auf die Kosten zu achten.

Angesichts dieser sehr betrüblichen Entwicklung ist es schwer nachvollziehbar, warum nicht endlich die SD abgeschafft wird. Zumindest der Anteil an Mengenausweitung durch den am Medikamentenverkauf verdienenden Arzt wäre vom Tisch, und dies erst noch mit einem Plus an Versorgungsqualität durch das Vieraugenprinzip durch die zusätzlich Kontrolle der Apotheker, das wesentlich breitere Sortiment der Apotheke, die Stärkung der Compliance und die bessere Verankerung der fachlich begleiteten Selbstmedikation.

http://www.santesuisse.ch/de/dyn_output.html?content.vcid=6&content.cdid=42777&sess_contentonly=

24. September 2015

Foto © alphaspirit Fotolia.com

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