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Patienten, wehrt euch gegen das Tiefstpreisdiktat!

oma und enkelin zeigen daumen runterDie Kosten explodieren bei den hoch- und höchstpreisigen Medikamenten. Tendenz steigend. Und wo setzt der Herr Preisüberwacher den Hebel an? Bei jenen Medikamenten, die für die Mehrheit der Patienten eingesetzt werden, bereits seit Jahren keine Kostensteigerung mehr verursachen und schon heute kostengünstig sind. Und mehr noch: Er plädiert für ein System des fixen Tiefstpreises, das zwar in einigen Ländern praktiziert wird, aber dort lediglich noch von jenen Leuten gepriesen wird, die nicht eingestehen können oder wollen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Ein staatlich fixierter Tiefpreis führt zur Monopolstellung des jeweiligen Herstellers. Bis dieser pleitegeht und die nächste Firma nachrücken darf.

Hier ein paar Fakten:

Medikamente mit einem Ex-factory-Preis bis max. 880 Franken (zu denen bekanntlich auch die Generika gehören)

Im Jahr 2014 wurden in der Schweiz rund 120 Millionen Packungen von Medikamenten mit einem Ex-factory-Preis bis zu 880 Franken pro Packung verkauft zu einem Gesamtwert von 3,2 Milliarden Franken. 2008 waren es rund 99 Millionen Packungen derselben Preiskategorie, Gesamtwert 3,02 Milliarden Franken.

Steigerung Anzahl verkaufter Packungen seit 2008: + 21 Prozent

Steigerung Gesamtwert seit 2008: + 6 Prozent

Medikamente mit einem Ex-factory-Preis von CHF 880 bis 2570 (hochpreisige Medikamente

Verkaufte Packungen 2008: 242‘115 mit einem Gesamtwert von 232 Mio. Franken

Verkaufte Packungen 2014: 455‘685 mit einem Gesamtwert von 610 Millionen Franken

Steigerung Anzahl verkaufte Packungen: +88,21 Prozent

Steigerung Gesamtkosten in CHF seit 2008: +88.85 Prozent!

Medikamente mit einem Ex-factory-Preis ab CHF 2570 (höchstpreisige Medikamente)

Verkaufte Packungen 2008: rund 37‘000 mit einem Gesamtwert von rund 138 Mio. Franken

Verkaufte Packungen 2014: rund 75‘000 mit einem Gesamtwert von rund 366 Mio. Franken

Steigerung Anzahl verkaufte Packungen: + 102,7 Prozent

Steigerung Gesamtkosten in CHF seit 2008: + 167 Prozent!

Für die Patienten bedeutet das Tiefstpreissystem, das der Preisüberwacher, der bei den wahren Kostentreibern nicht hinschauen will, propagiert: Entweder sie schlucken, was ihnen der Staat vorgibt, oder sie bezahlen die Differenz aus eigener Tasche. Hallo Zweiklassenmedizin!

Patienten, die wohl oder übel schlucken, was ihnen der Staat vorschreibt, müssten sich mit dem Tiefstpreissystem darauf einstellen, alle paar Monate ein anderes Generikum einnehmen zu müssen. Oder ganz darauf zu verzichten, weil das billigste gerade nicht lieferbar ist, weil entweder die Firma, die das billigste Generikum hergestellt hat, pleite gegangen ist oder mit der Produktion nicht nachkommt.

Medikamentenzwischenfälle wegen Unsicherheiten mit Generika unterschiedlicher Hersteller sind programmiert, und die Therapietreue rutscht in den Keller, weil der ständige Wechsel zum jeweils billigsten Generikum verunsichert und misstrauisch macht.

Es wäre angebracht, wenn die Politik endlich dort den Hebel ansetzt, wo die Kosten tatsächlich explodieren: bei den Spitälern, den Ärzten und den hoch- und höchstpreisigen Medikamenten.

7. Oktober 2015

Foto © contrastwerkstatt Fotolia.com

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