69 Milliarden Franken geben wir in der Schweiz für das Gesundheitswesen aus. 6,3 Milliarden Franken davon entfallen auf Medikamente. Das entspricht einem Anteil von bescheidenen 9,1 Prozent. Das dürfte sich in den kommenden Jahren ändern. Sollte sich die Pharmaindustrie durchsetzen mit ihrer Forderung, dass die Krankenkassen jedem Patienten mit Hepatitis C die Behandlung mit den neuesten Medikamenten bezahlen müssen, wird sich der Anteil der Medikamente nicht mehr so bescheiden ausnehmen. In der Schweiz leiden 80’000 Personen an Hepatitis C. Die Behandlung mit den neuesten Medikamenten kostet CHF 46‘000. Allein diese Patientengruppe würde die Krankenversicherung mit 3.7 Milliarden Franken belasten! Statt bei 6,3 Milliarden lägen die Medikamentenkosten wegen einer einzigen Therapie bei gegen 10 Milliarden.Ähnliche Kostenschübe sind durch neue HIV-Medikamente und neue Wirkstoffe seltene Krankheiten zu erwarten. Zur Erinnerung: Der Durchschnittspreis der 10 teuersten Präparate ist zwischen 2003 und 2015 um 424.2% gestiegen. 2003 kostete das teuerste Präparat CHF 4974, 2015 fast CHF 25‘000.
Da sollten Bundesrat, Preisüberwacher, Konsumentenschützer und Journalisten mal ein Auge darauf werfen, statt sich über Preise im einstelligen Frankenbereich den Kopf zu zerbrechen. Und die Industrie müsste sich darüber Gedanken machen, wie sie der Bevölkerung plausibel machen will, dass für eine einzige Indikation ein Drittel der gesamten Medikamentenkosten aufgewendet werden müssen. In Erklärungsnotstand wird aber auch der Bundesrat kommen. Wenn breit angewendete, bewährte Medikamente aus dem Handel gezogen werden, weil der staatliche Preisdruck derart rigoros ist, dass sich die Herstellung gewisser Präparate nicht mehr lohnt, dürfte dies schwer zu erklären sein. Da helfen dann auch keine Länderkörbe und keine zusammengeschusterten hinkenden Vergleichs-«Studien» mehr.
23. Oktober 2015
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