Erstaunliches war im Sonntagsblick vom 3. Januar zu lesen. Preisüberwacher Stefan Meierhans antwortete auf die Frage, wie er persönlich bei den Gesundheitsausgaben spare: «Wenn mir oder unseren Kindern etwas fehlt, gehen wir prinzipiell zuerst zum Apotheker im Quartier. Und nicht in die Notfallaufnahme, wie es heute Mode ist. In den meisten Fällen kann der Apotheker das Problem lösen.»
Das ist ein Wort vom Preisüberwacher. Kompliment! Liest man jedoch seine Statements bezüglich Medikamentenpreise und Einkaufen im Ausland, fragt man sich, von was der Apotheker in der Schweiz leben soll. Die Offizinapotheker werden vom Staat – mit medienwirksamer Unterstützung vom selben Stefan Meierhans – gezwungen, immer mehr Medikamente für zwei, drei Franken Publikumspreis zu verkaufen. Jeder banale Haushaltartikel kostet mehr! Diese Rechnung geht nicht auf. Die Marge von zwei, drei Franken bewegt sich im Rappenbereich. Und für diese paar Rappen möchte dann Herr Meierhans mitsamt Familie eingehend beraten werden, inklusive Suche nach dem wirklich absolut billigsten Generikum. Und wenn er dann nach einer Viertelstunde Fachberatung mit einem Schmerzmittel für 1.40 Franken aus der Apotheke marschiert, zückt er womöglich noch den Taschenrechner und findet den Preis zu hoch.
Ein bisschen Gesamt- und Weitsicht würde auch dem Preisüberwacher gut anstehen. Wenn Medikamente vom Markt verschwinden, weil es sich schlicht nicht mehr lohnt, sie herzustellen, bedeutet dies auch das Ende der Nahversorgung im Quartier. Ohne lokale Apotheke pilgern wir dann alle wegen jedem Bobo nach Konstanz. Dort kriegen wir vielleicht das eine oder andere Produkt ein paar Rappen billiger. Aber wir haben einen Tag (Arbeitszeit) verplempert, zwanzig Liter Benzin in die Luft gepufft und die Strassen verstopft. Eine nachhaltige Lösung sieht anders aus. Apotheker brauchen eine angemessene Abgeltung für ihre Leistung in der Grundversorgung. Sie entlasten die Hausärzte – und könnten dies noch mit weiteren Dienstleistungen tun – und fördern die Selbstverantwortung, die ja auch der Preisüberwacher gut findet. Es geht nicht an, dass ständig auf die Apotheker eingeprügelt wird und die Politik gleichzeitig tatenlos zuschaut, wie jedes Regionalspital überdimensionierte teure Apparaturen anschafft und sich selbst zum Herzzentrum ernennt, weil man damit mehr Geld verdient als mit gängigen medizinischen Leistungen. Das müsste eigentlich auch dem Preisüberwacher einleuchten.
5. Januar 2016
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