Im trendigen Zürich West gibt es seit einigen Monaten ein Angebot, das Schule machen könnte. Ein Arzt und eine Apothekerin haben zusammen eine Arztpraxis und eine öffentliche Apotheke eröffnet und dem Ganzen ein Café, das den sinnigen Namen «Café Medici» trägt, angegliedert. Das Unternehmen heisst «apodoc» und versteht sich als Hausarztpraxis mit Walk-In-Service. Gründer ist der Internist Jürg-Müller Schoop, der vor 18 Jahren die Permanence im Zürcher Hauptbahnhof ins Leben gerufen hatte. Interessant ist, wie er damals auf die Idee gekommen ist. Er habe, erzählte er der Neuen Zürcher Zeitung vom 8. Januar, in der Zürcher Bellevue-Apotheke beim Warten mitbekommen, wie einer Kundin ein Asthmamedikament verweigert worden sei, weil sie ein falsches Rezept dabei gehabt habe. Da sei er als Arzt eingesprungen, habe der Kundin ein Rezept ausgestellt und sei gleich dort geblieben für weitere Spontankonsultationen. Dieses Erlebnis habe ihm gezeigt, dass es ein Bedürfnis für Notfallkonsultationen gebe. Die Idee mit der Walk-In-Praxis war geboren.
Interessant ist, dass Müller-Schopp gemäss seiner Schilderung ursprünglich plante, die Permanence in einer Ecke der Apotheke im Hauptbahnhof einzurichten. Die Inhaberin habe ihm dann jedoch zu Räumlichkeiten gleich nebenan verholfen. Die gute Zusammenarbeit mit der Apothekerin habe ihn nun dazu inspiriert, in Zürich West der Walk-In-Praxis eine öffentliche Apotheke anzugliedern. Diese wird geführt von einer Apothekerin, die gleichzeitig Müller-Schoops Geschäftspartnerin ist.
Angesichts der zunehmenden Mobilität der Konsumenten und der 24- Stunden-Gesellschaft mit entsprechenden Ansprüchen, dürften solche Konzepte zur Zukunft gehören. Vielleicht wachsen auf diese Weise Ärzte und Apotheker doch noch zusammen. Das wäre eine sehr positive Entwicklung. Die Initiative dazu muss auch nicht zwingend von einem Arzt ausgehen. Apotheken befinden sich heute schon an Passantenlagen. Warum also nicht die Räumlichkeiten erweitern und eine Arztpraxis eingliedern? Die gegenseitige Unterstützung ist ein Gewinn für den Konsumenten bzw. Patienten.
11. Januar 2016
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