In Berner Apotheken sollen Kiffer dereinst Cannabis kaufen können. Noch ist das letzte Wort für das «Forschungsprojekt» nicht gesprochen, aber es haben offenbar Zürich, Genf und Basel Interesse angemeldet, sich ebenfalls an dem Pilotprojekt zu beteiligen. Was genau mit dem Pilotprojekt erreicht werden soll, bleibt etwas diffus. Es soll ein ausgewählter Personenkreis mit gravierenden Drogenproblemen vom Cannabisverkauf in der Apotheke profitieren können. Mit welchem Ziel, wird nicht so ganz klar. Wie auch immer. Es soll an dieser Stelle nicht über Pro und Contra der Freigabe bzw. kontrollierten Abgabe von Cannabis diskutiert werden. Aus Sicht der Apotheker ist etwas anderes bemerkenswert. Plötzlich prasseln jetzt nämlich Lobeshymnen auf die Pharmazeuten nieder. Die Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher pries die Apotheker in den höchsten Tönen an. Die Apotheker würden das Vertrauen der Bevölkerung geniessen, hätten das nötige Fachwissen im Umgang mit Betäubungsmitteln und verfügten über die nötigen Kontroll- und Sicherheitsdispositive, schwärmte sie.
Wohl wahr! Schön wäre es allerdings, wenn die Damen und Herren Bundesbeamte und Politiker sich auch bei anderer Gelegenheit an die Qualitäten der Apotheke erinnern würden. Der Cannabisverkauf ist ja nun nicht wirklich der ultimative Verkaufshype für die Apotheken. Sie dürften sich, sollte das Pilotprojekt umgesetzt werden, weit mehr Ärger und Umstände einhandeln, als sie von dem neuen «Geschäftsfeld» profitieren. Kiffer, die in der Apotheke herumnörgeln, weil sie mehr als die vorgesehenen zwei oder drei Portionen pro Woche haben wollen, oder kein Geld haben oder sonst welche Extrawünsche haben, werden wohl zum Alltag gehören. Ganz zu schweigen vom Papierkram, den der Umgang mit Betäubungsmitteln generiert. Und wenn die Betäubungsmittelbilanz einmal wegen ein paar fehlenden Graskrumen nicht stimmt, darf man drei Mal raten, wer dann an den Pranger gestellt wird. Die Kiffer jedenfalls nicht.
Die Apotheker sollten dieses reichlich unattraktive Cannabisprojekt mit der Forderung für mehr Kompetenzen generell verknüpfen. Es geht nicht, dass sich der Bund regelmässig bei Präventionskampagnen und irgendwelchen aufwendigen Aktionen und Projekten auf das gut ausgebaute und fachlich bestens dotierte Netz der Apotheken stützt und die Apotheker sonst bei jeder Gelegenheit aushungert mit Tiefstpreisen, administrativen Exzessen und pingeligen Auflagen bis hin zur Platzierung der WC-Rolle. Apotheken müssen endlich auf Augenhöhe in die Gesundheitsversorgung einbezogen werden. Auf gönnerhafte Lobeshymnen, wenn es um Projekte geht, die man sonst niemandem zumuten will, verzichten sie gerne.
15. März 2016
Foto © Nataraj Fotolia.com
15. März 2016
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