Informiert im Gesundheitswesen

Kostentreiber Spitäler, Spitex und Ärzte

Abstract, architecture, building.

Wie Santésuisse mitteilt, steigen die Kosten bei der obligatorischen Krankenversicherung weiter. Die stärksten Kostentreiber im ersten Quartal 2016 sind die ambulanten Behandlungen bei den Spitälern mit plus 6,9% und die Spitex mit einem Plus von 8,2%. Bei den niedergelassenen Ärzten beträgt der Kostenzuwachs 4%. Auch bei den Apotheken stiegen die Kosten (+5,5%). «Es werden immer mehr Leistungen verrechnet», wird Santésuisse-Direktorin Verena Nold zitiert. Das ist angesichts der Milliardenbeträge, die derzeit Spitäler überall in Neubauten und den Ausbau von Ambulatorien stecken, nicht verwunderlich. Diese Investitionen müssen wieder hereingeholt werden, und anders als mit Mengenausweitung, wenn man die Tarife nicht nach oben schrauben kann, bzw. nur, indem man jedes Zwicken im Knie zu einer Indikation für eine Gelenkprothese emporhebt, was ja, wie man weiss, ebenfalls vorkommt. Der Bonus für den Chefarzt winkt!

Zudem ist jedes Spital ein lokales Prestigeobjekt. Man stelle sich einen Spitaldirektor vor, der in seinem Jahresbericht schreibt: «Die Prävention hat gefruchtet, unsere Bevölkerung braucht uns kaum noch. Kommt hinzu, dass wir alle unsere medizinischen Leistungen nach streng evidenzbasierten Richtlinien einsetzen. Dadurch mussten wir den Krankenkassen dieses Jahr einmal mehr deutlich weniger Leistungen verrechnen.» Ein solcher Spitaldirektor würde gefeuert! In der Realität berichtet jeder stolz, wie viele Operationen und sonstigen Behandlung sein Unternehmen mehr verrechnen konnte als im Vorjahr. Wären alle diese Behandlungen evidenzbasiert, müsste hin und wieder ein benachbartes Unternehmen pleitegehen, oder nicht? Und da die Patienten nicht vom Himmel fallen, muss eben aus der stabil bleibenden Zahl mehr Umsatz herausgeholt werden.

Bei den Ärzten dürfte es ähnlich ablaufen. Zwar sind sie eine äusserst sparsame Berufsgruppe. Das zeigt die nach wie vor grosse Zahl an Ärzten, die ohne zeitgemässe IT-Strukturen arbeiten. Millionenschwere Investitionen müssen sie also nicht kompensieren. Aber ein wirksames Mittel gegen die Mengenausweitung existiert auch bei ihnen nicht. Hinzu kommt der Druck der Patienten mit ihrer Anspruchshaltung. Dieses kostentreibende Gemisch wird zusätzlich angeheizt durch die omnipräsenten Gesundheitsinformationen aus diversen Quellen, durch die der Bevölkerung suggeriert wird, ihre Gesundheit sei täglich akut gefährdet, ganz nach dem Motto: «Ein Gesunder ist jemand, der seine Diagnose noch nicht kennt.»

Vor diesem Hintergrund ist es sehr zu begrüssen, dass die Apotheker endlich mehr Kompetenzen erhalten und entsprechend ihrer Ausbildung vermehrt in die Grundversorgung einbezogen werden. Den Kostenanstieg in ihrem Bereich verursachen sie nicht selbst, denn bei der Ausführung von Rezepten sind sie an die ärztlichen Anweisungen gebunden. Es wäre aber viel erreicht, wenn die Versicherten bei Bagatellerkrankungen gar nicht erst zum Arzt gingen, sondern sich dem Apotheker anvertrauen und die Medikamente für einfache Behandlungen vermehrt aus der eigenen Tasche bezahlen.

http://www.santesuisse.ch/de/dyn_output.html?content.vcid=6&content.cdid=44382&sess_contentonly=

18. Mai 2016

Foto © BillionPhotos.com Fotolia.com

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