Sie halten das für übertrieben? Wir zitieren gerne aus dem Aktionärsbrief eines Regionalspitals: «Ab Mai kam es jedoch zu einem unerwarteten, länger anhaltenden Abfall bei der Auslastung, der auch von anderen Spitälern vermeldet wurde….» Na, da sollten wir uns doch eigentlich alle freuen. Offenbar geht es der Bevölkerung gut, die Leute sind weniger krank und brauchen deshalb weniger medizinische Betreuung. Aber so denkt ein Spitaldirektor nun mal nicht. Und die Aktionäre (meist die öffentliche Hand!) auch nicht. «Wir arbeiten nun noch aktiver daran, die vorhandenen Betten- und OP-Kapazitäten durch gezielte Massnahmen besser auszulasten», lautet die Lösung des «Problems» mit der gesunden Bevölkerung. Wie? Ausbau Akutgeriatrie, Eröffnung eines Adipositaszentrums, neue 3D-Kamera für Operationen, alles evidence-based und im Dienste der Bevölkerung. Klar doch!
Prämienschock? Jaja, den haben wir natürlich alle auch. Aber da ist der Sündenbock ja schon seit langem gefunden. Wir empören uns über den exorbitanten Preis von 7.25 Franken für ein Generikum, schreien Hochpreisinsel für Medikamente – und spazieren wegen ein bisschen Verstopfung in die Permanence des Spitals YZ. Kosten? Mit etwas Glück für den Patienten, für die Krankenkassen und die Allgemeinheit bleibt es bei einem dreistelligen Frankenbetrag für die Konsultation. Röntgen-, Ultraschall, Kernspin-, Infrarot- und Positronen-Emission-Geräte und Überzeugungsgeschick des Arztes sei Dank lässt sich die Rechnung aber sicher in vielen Fällen in den vierstelligen Frankenbereich heben. Ausschliesslich nach rein medizinischen Gesichtspunkten und ausschliesslich im Dienste des Patienten selbstverständlich.
https://www.medinside.ch/de/post/auch-das-luzerner-kantonsspital-plant-ein-gesundheitszentrum
30. September 2016
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