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Die Illusionen von Santésuisse und Preisüberwacher

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Den Lohn in Zürich beziehen und den Espresso in Porto trinken, so stellen sich Santésuisse und der Preisüberwacher die Schweiz vor. Doch hochwertige Dienstleistungen, wie sie die Apotheken der Bevölkerung anbieten, müssen finanziert werden. Das heutige System bietet dazu einerseits die Handelsmarge (Verkaufspreis minus Einkaufspreis) sowie ein kleines Honorar, das spezifische Aufgaben der Apotheke honoriert.

Wenn Santésuisse behauptet, die Schweizer Apothekenmargen seien im internationalen Vergleich zu hoch, lässt sie Grundsätzliches ausser Acht: Dienstleistungen werden im Falle der Apotheke lokal erbracht. Sie können nicht zum Beispiel in Deutschland eingekauft und von irgendwo importiert werden! Die Kosten für die Apothekendienstleistungen bestehen in der Schweiz zu 57.8% aus Löhnen und zu 10.7% aus Mietkosten (die Prozentzahlen beziehen sich auf den Anteil der Marge, der dafür aufgewendet werden muss).

Vergleichen wir die Löhne mit Deutschland: Eine Pharma-Assistentin verdient in Zürich 4000 Franken, in Frankfurt 1710 Euro (1830 Franken), also 54% weniger! Für den Preis einer Zürcher Assistentin könnte man in Frankfurt einen Apotheker anstellen.

Der Vergleich der Mieten weist eine noch grössere Differenz auf: Die durchschnittliche Miete für eine 3.5 Zimmerwohnung (82m2) in Zürich beträgt 2420 Franken. Das gleiche Objekt (85m2) in Frankfurt kostet 795 Euro oder knapp 900 Franken. Sie ist also 59% billiger. Der Vergleich von kommerziellen Objekten zeigt eine ähnliche Differenz.

Diese Vergleiche werden in der Erhebung der OECD zum PPP Purchasing Power Parity bestätigt.

OECD PPP 2016

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Tabelle zeigt, dass ein Warenkorb, der in Zürich 120 Einheiten kostet, in Deutschland für uns Schweizer für 80 Einheiten erhältlich ist.

Die UBS publiziert jährlich eine »Studie «Kosten und Löhne“. In der Einführung zum Kapitel Dienstleistungen heisst es:

«Die Qualität von Dienstleistungen lässt sich im Gegensatz zur Qualität von Nahrungsmitteln kaum einheitlich bewerten, weil Dienstleistungen nicht exportier- oder handelbare Güter sind. Zwischen den lokalen Löhnen und den Preisen für Dienstleistungen besteht eine starke Korrelation, die zu extremen Preisunterschieden für unseren Korb führt. Zürich und Genf, die unsere Lohnranglisten anführen, stehen auch bei den Preisen für Dienstleistungen an der Spitze.»

Mit diesen einfachen Beweisen zeigen wir, dass die populistischen und marktschreierischen Behauptungen von Santésuisse und Preisüberwacher, die Margen der Apotheken in der Schweiz seien zu hoch, jeglicher Grundlage entbehrt. Die Behauptungen sind nicht fundiert, realitätsfremd und verkennen den grossen Beitrag, den die Apotheken in der Schweiz zu Gunsten der Bevölkerung leisten.

Löhne in Apotheken Deutschland (im Suchfeld Apotheken eingeben):

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/VerdiensteArbeitskosten/Tarifverdienste/TDB/TDB/TarifdatenbankIF.html

Mieten in Zürich:

https://www.comparis.ch/immobilien/news/2015/04/mietpreise-staedte-schweiz-vergleich.aspx

Mieten in Frankfurt:

https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=3038&_ffmpar%5B_id_inhalt%5D=30808469

Studie UBS „Kosten und Löhne“:

https://www.ubs.com/microsites/prices-earnings/prices-earnings.html

3. März 2017

Foto © Focus Pokus LTD Fotolia.com

 

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