Medikamentenversandhändlerin Zur Rose sieht sich als wahre Wohltäterin der Patienten. Kontrollen scheint bei diesem gut geölten, automatisierten Vertrieb allerdings niemand vorzunehmen. Das zeigt das Beispiel einer Patientin, der innerhalb von zwei Monaten von Zur Rose und einem Arzt insgesamt 7 Packungen Triatec 10mg à 100 Tabletten verkauft wurden, wie dies im PHARMAMAs Blog nachzulesen ist. Entdeckt wurde dieser Abgabewahnsinn, weil die Packungen inzwischen unangetastet einer öffentlichen Apotheke zur Entsorgung gebracht wurden. 350 Franken landen im Abfall. Die Patientin hatte die Tabletten gar nicht eingenommen. Was offensichtlich weder Zur Rose noch den SD-Arzt davon abhielt, der Frau je einen Vorrat für mehr als ein Jahr zu verkaufen.
Da sollten eigentlich alle Alarmglocken schrillen. Tun sie aber offensichtlich nicht. Im Gegenteil: Krankenkassen machen Werbung für Zur Rose, weil die Versandhändlerin keine Taxen verrechnet. Für Zur Rose ist dieser Verzicht kein Problem. Man kompensiert die Taxen ja locker mit grosszügigem Medikamentenverkauf. Ob der Patient die Medikamente einnimmt bzw. benötigt oder nicht, sieht man beim weit entfernten Versandunternehmen ja nicht, und die Kasse schaut, wie das Beispiel zeigt, beim Werbepartner nicht so genau hin. Und dieses Beispiel ist bei weitem nicht das einzige. Bekanntlich müssen jedes Jahr Medikamente für Millionen von Franken ungenutzt entsorgt werden!
Da reibt man sich die Augen. Preisüberwacher und Santésuisse machen betreffend Preise und Marge permanent Druck auf die Apotheker. Aber dort, wo ungeniert in den Prämientopf gegriffen wird, schauen beide weg. Das ist verantwortungslos und gehört an den Pranger gestellt.
Die 7 Franken 55 werden den Apothekern im LOA-Vertrag zugestanden, weil sie dafür Leistungen erbringen. Dazu gehören Rezeptüberprüfung, Interaktionskontrolle, Wahl der wirtschaftlichsten Packungsgrösse, Beratung des Patienten zur Therapie, Überprüfung der Therapietreue (Compliance), Eröffnung und Führung des Patientendossiers, Medikamentenhistory, Arzneimittelprüfung über das gesamte Patientendossier inkl. Selbstmedikation, Missbrauchskontrolle, etc. Kurz, die Taxe entschädigt die Apotheker für ihre Dienstleistungen zugunsten von Medikamentensicherheit, Therapietreue und sachgemässem Einsatz der Medikamente.
Es würde Santésuisse und Preisüberwacher gut anstehen, die Rechnung zu machen. Statt die Apotheken-Taxen anzugreifen, wäre es besser, dafür zu sorgen, dass Exzesse wie jener im genannten Beispiel geahndet werden. Es ist die Rechnung von 7 Franken 55 Taxe für den effizienten und sicheren Einsatz von Arzneimitteln gegen 350 Franken Medikamentenabfall, verursacht durch unkontrollierten Medikamenten-Aboversand!
https://pharmama.ch/2018/06/07/mengenabgabekontrolle-durch-die-versandapotheke-nicht-vorhanden/
13. Juni 2018
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