Mitte Juni nahm 3-min.info an einer Veranstaltung teil, an der die KOF (Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich) zahlreichen National-, Stände- und Regierungsräten sowie Exponenten des Gesundheitswesen die Gesundheitsausgabenprognosen für die Zeit von 2017-2019 an vorstellte.
Daraus ging hervor, dass das Gesundheitswesen Schweiz einem permanenten Ausgabenanstieg unterworfen ist. Der Anstieg läuft mehr oder weniger parallel zum Bruttoinlandprodukt (BIP). Die Kurve ist über die Jahre linear: 1980 war der Anteil des Gesundheitswesen am BIP etwa 6,5%. Eine Verdoppelung auf 13% wird wohl 2019 die Realität werden. Alle getroffenen Massnahmen der letzten 25 Jahre, die Kosten zu bremsen, haben somit ihre Wirkung verfehlt. Um es positiv auszudrücken: Sie haben vielleicht eine noch grössere Zunahme verhindert.
Über die Ursachen für diesen Anstieg wurde leider nicht viel Neues vorgestellt. Die Tatsache, dass die Ausgaben mit dem Alter exponentiell zunehmen ist eindrücklich aber wohl längstens bekannt.
Leider wurde dieser Aspekt in der Paneldiskussion mit einem FMH-Vertreter, einer Vertreterin der Pflege, dem Preisüberwacher und dem CEO einer grossen Krankenkasse nicht aufgenommen. Jeder Exponent verteidigte seine Position und pflegte sein eigenes Gärtchen. Aus der Diskussion ging kein einziger neuer Lösungsansatz, keine einzige zündende Idee hervor, wie das Problem gelöst werden könnte. Politiker wie Vertreter des Gesundheitswesens begnügten sich mit kurzfristigen Massnahmen. Ihre Voten liessen nichts weiter als Business as usual erkennen. Man begnügte sich mit Flickübungen, indem man mal hier und mal dort ein bisschen an den Kosten schraubt, und der Preisüberwacher beharrte auf dem Festbetrag für Generika, die weniger als 1% der Gesamtkosten im Gesundheitswesen ausmachen. Aber diesen Fakt liess er natürlich beiseite. Ganz nach dem Motto: Ich lasse mir nicht von Fakten meine Ideologie kaputtmachen! Und mit dem Argument, das Gesundheitswesen sei ja so komplex, lässt sich auch trefflich Konkretes umschiffen. Auf Statements zu Kostentransparenz, elektronischem Patientendossier (EPD), Big-Data-Analysen, um nur einige Stichworte zu nennen, wartete man vergebens.
Nimmt man die Kosten nach Leistungserbringer unter die Lupe, ist eines klar: Der Detailhandel – das sind im Gesundheitswesen die Apotheken – ist mit seinem anhaltend schrumpfenden Anteil an den Gesamtkosten ganz bestimmt nicht der Verursacher dieses Fiaskos!
Wir fragen uns: Wo ist die Gesamtschau des Bundesrates, der Politiker, des Preisüberwachers, der Leistungserbringer, der Krankenkassen? Sehen die alle nur Nebel? Man sollte doch erwarten dürfen, dass die Verantwortlichen den Hebel dort ansetzen, wo der grösste Teil der Kosten anfällt. Gemäss einer akutellen Studie in den USA, verursachen 5% der Patienten 51 % der Kosten. Ein aktives Management in einem interdisziplinären Team von Ärzte, Pflegerinnen, Pharmazeuten und Krankenkassen mit einem transparenten, interaktiven Elektronischen-Patientendossier wäre ein konkretes und effizienter Ansatz auch in der Schweiz. Er würde die Qualität verbessern, Doppelspurigkeiten verhindern und massiv Kosten sparen!
Zum Schluss die Prognose des KOF: