Geht es um die Kosten im Gesundheitswesen, ist der Schuldige medial immer schnell gefunden: die Apotheken. Im SonntagsBlick vom 18.11.2018 geht es einmal mehr um die Vertriebsmarge der Medikamente. Deren Anpassung ist derzeit unter dem Titel: «Krankenpflege Leistungsverordnung, Anpassung des Vertriebsanteils nach Artikel 38» in der Vernehmlassung.
Ehrlicherweise sei dieses Papier für den Laien kaum verständlich, schreibt der Autor des absolut fragwürden Artikels und Kommentars. Als solchen outet er sich in seinem Bericht Wort für Wort. Dass der Journalist nichts verstanden hat, zeigt die Widersprüchlichkeit seiner Aussagen.
Mal schreibt er: «Die Medikamentenkosten sind ein wesentlicher Treiber im Gesundheitswesen.», um dann im Kommentar festzustellen: «Im Vergleich dazu, wie viel Geld das Gesundheitswesen jedes Jahr verschlingt, ist das eine Petitesse.»
100 Millionen sparen – dies mag zwar eine verkaufsträchtige Schlagzeile sein. Bei Gesamtkosten von über 86 Milliarden Franken liegen diese prognostizierten Einsparungen aber im Promillebereich. Diese dämmen – wahr oder nicht – die Kostenexplosion in unserem Gesundheitswesen allenfalls marginal. Kein Wort darüber, dass die Margensenkung von zwölf Prozent auf neun Prozent, das sind drei Prozent Margeneinbusse, das Überleben von Apotheken und damit die Grundversorgung der Schweizer Bevölkerung gefährdet.
Wenn man als Journalist von der Materie keine Ahnung hat, sollte man doch eigentlich recherchieren. Das überlässt der SonntagsBlick aber lieber santésuisse und übernimmt deren fragwürdige Berechnungen und Argumente scheinbar gedankenlos.
Der Krankenkassenverband ist aber keine unabhängige Stelle, sondern ein direkt betroffener Interessensvertreter. Deshalb sind sowohl Artikel als auch Kommentar eine journalistische Bankrott-Erklärung.
«Wenn ein Löffelchen Zucker bittere Medizin versüsst», so beginnt der Artikel im Sonntagsblick, ist der Berichterstatter in diesem Fall santésuisse wohl auf den Leim gegangen. Korrekt über die Kostenexplosion im Gesundheitswesen zu berichten, wäre nämlich eine klebrige Angelegenheit.
Link zum Artikel:
https://www.blick.ch/news/wirtschaft/medikamentenpreise-100-millionen-mehr-fuers-gleiche-id15023799.html
Link zum Kommentar:
https://www.blick.ch/meinung/das-meint-sonntagsblick-zum-gesundheitswesen-am-anschlag-die-schweiz-hat-ein-monster-erschaffen-id15023840.html
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