Letzte Woche titelten vermeintlich seriöse Schweizer Tageszeitungen mit «Teure Medikamente: Apotheker wimmeln Kunden ab» und «Apotheker verweigern Kranken teure Medikamente». Sie beziehen Sich dabei auf eine im Herbst des vergangenen Jahres erschienene Studie der Universitäten Genf und Lausanne. Das Hauptziel der Studie war die Bewertung der finanziellen Risiken für öffentliche Apotheken bei der Abgabe von Hepatitis-C-Medikamenten. Schon der Vergleich der Schlagzeilen mit dem Studienziel zeigt, wie weit die Berichterstattung vom wahren Inhalt der Studie abweicht. Diese Schlagzeilen sind nichts weiter als eine Manipulation der Leser, eine Vernebelung der Gehirne. Die raffinierte Wortwahl und Formulierung weckt willkürlich Emotionen der Leserschaft gegen die «bösen Apotheker». Ganz nach dem Schlagzeilen-Motto «Es muss knallen» bauen diese Meinungsmacher, fern von jeglicher Objektivität und sachlicher Analyse, nichts anderes als Clichés auf.
Seit 2015 haben sich die Behandlungsmöglichkeiten bei Hepatitis C durch die Zulassung neuer antiviraler Medikamente deutlich verbessert. Die Kosten dieser Medikamente sind jedoch sehr hoch und summieren sich bei einer Standardbehandlung über drei Monate auf fast 44’000 Franken. Die Apotheken sind bei der Abgabe dieser Medikamente aus der höchsten Preisklasse hohen finanziellen Risiken ausgesetzt. Die Krankenkasse zahlt nur, wenn der behandelnde Arzt zuvor eine Kostengutsprache beantragt und gutgeheissen bekommen hat. Händigt der Apotheker das Medikament dem Patienten aus und die Krankenkasse lehnt die Kostengutsprache ab, bleibt er auf den Kosten sitzen. Auch wenn die Behandlung aus irgendeinem Grund abgebrochen und das Medikament nicht abgeholt wird, bleibt der Apotheker auf dem bereits bestellten Medikament sitzen. Eine Rücksendung an den Grossisten ist bei solchen Medikamenten nämlich nicht möglich. Zudem, dass die Gefahr einer ausbleibenden Rückerstattung besteht und die Apotheke mit einer hohen Summe in Vorlage gehen muss, beträgt die Marge maximal 180 Franken – dies sind weniger als ein Prozent.
Dringend notwendig also, dass die Abgeltung bei diesen Medikamentenklassen grundlegend überdacht werden muss, um die nahtlose und sichere Betreuung der Patienten zu gewährleisten und zu fördern. Dieses Thema wird von den Journalisten aber leider nicht aufgegriffen, da sich damit keine Schlagzeilen machen lässt. Die Apotheker nehmen ihren Versorgungsauftrag der Bevölkerung ernst und das Wohl der Patienten steht ihnen an erster Stelle. Bei sinkenden Medikamentenpreisen und Margen in tieferen Preisklassen ist eine Quersubventionierung der teuren Medikamente nicht möglich. Es ist höchste Zeit, dass für unser Gesundheitssystem die Zeichen der Zeit erkannt und klare Strategien entwickelt werden. Dies sollte sich auch santésuisse zu Herzen nehmen und in Kooperation mit den anderen Leistungserbringern mithelfen, faire und nachhaltige Lösungen zu finden. Sich erstaunt zu zeigen über die Vorwürfe – die leider Tatsachen sind – trägt nichts zu diesem Ziel bei.
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