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Medikamentenpreise – jeden Sonntag grüsst das Murmeltier

Kein Sonntag ohne Schlagzeilen zu Medikamentenpreisen in den Wochenendausgaben der Medienhäuser. Auch letzte Woche war in grossen Lettern in der Sonntagszeitung zu lesen: Kosten für Medikamente explodieren. Da wurde doch wieder einmal tendenziös pauschalisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen. Der Beitrag handelte – entgegen dem Titel – ausschliesslich von hochpreisigen Krebsmedikamenten.

 

Ausgangspunkt des Artikels war, dass santésuisse erstmals die Kosten für Krebsmedikamente offenlegte. Aber Anstelle die Zahlen korrekt einzuordnen, nutze santésuisse einmal mehr die Gelegenheit, ihre alte, undifferenzierte Leier von der Erhöhung der Medikamentenkosten abzuspielen.

 

Kein Wort davon, dass das grundlegende Problem darin besteht, dass in den vergangenen Jahren der Absatz von hochpreisigen Medikamenten stark zugenommen hat, während die Ausgaben für tiefpreisige Medikamente über Jahre stabil geblieben sind. Doch genau diese Zahlen* wären interessant und würden so manches erklären:

  • Der Umsatz mit Produkten über einem ex-factory Preis von CHF 2’570.- hat seit 2005 um rund CHF 658 Mio. (über 1’000 Prozent!) zugenommen. Im Vergleich dazu bleiben Wert und Menge der günstigen Produkte seit 2005 ziemlich stabil.
  • Über 96 Prozent aller verkauften Packungen im SL Markt kosten unter CHF 200.- zu ex-factory und machen weniger als die Hälfte des Umsatzes aus. Nur gerade etwa ein Prozent aller Packungen kosten über CHF 880.- zu ex-factory, verantworten aber einen Umsatz von über 35 Prozent.

 

Die Mehrkosten will man nun aber lieber wieder bei den tiefpreisigen Medikamenten einsparen. Auch in keiner Zeile war im Artikel zu lesen, dass die Preissenkungen der vergangenen zwei Jahre Einsparungen von jährlich doch 350 Millionen bedeuten. Diese Einsparungen wurden vor allem zu Lasten der tiefpreisigen Medikamente erlangt. Sie werden aber durch den erhöhten Absatz von hochpreisigen Produkten abgefedert.
Und der Bundesrat? Er plant derweil, wie er mit Referenzpreisen und Co. zukünftig noch mehr Druck auf die tiefpreisigen Medikamente und günstigen Generika ausüben kann. Um die Kernproblematik der hochpreisigen Medikamente wird auch hier ein grosser Bogen gemacht. Es ist halt billiger (und einfacher), bei den Billigen zu schrauben.

 

Und dann ist da noch ein weiterer Aspekt: Die Kosten der hochpreisigen Medikamente werden bisher auf alle Prämienzahler abgewälzt – mit der bekannten Folge, dass jedes Jahr die Prämien steigen. Die grosse Zahl der Prämienzahler deckt damit die hohen Einzelfallkosten. Auf Dauer wird dies jedoch keine Lösung sein, denn der solidarische Gedanke wird vergiftet, wenn die Prämien für immer mehr Personen unbezahlbar werden, an bereits günstigen Medikamenten gespart und gleichzeitig hochpreisigen Medikamenten kein Einhalt geboten wird.

 

Novartis-Chef Vas Narasimhan setzt der Diskussion die Krone auf, indem er sagt, die Preise der hochpreisigen Krebsmedikamente würden durch deren Nutzen bestimmt und gerechtfertigt. Es ist sehr fraglich, ob Herr Narasimhan unter «Nutzen» auch Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit meint. Dieses Trio wird nämlich in der Schweiz für die Vergütung aus der Grundversicherung herangezogen. Wahrscheinlich nicht. Eine solche Aussage ist ein absoluter Affront.

 

 

*Quelle: IQVIA, MAT 02/19

© Image by Adobe Stock

 

 

 

 

 

 

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